Samstag, 11. Januar 2014

Rezension: Flavia de Luce IV: Vorhang auf für eine Leiche

Flavia de Luce 4 - Vorhang auf für eine LeicheTitel: Vorhang auf für eine Leiche
( I am Half-Sick of Shadows)
AutorIn: Alan Bradley
Verlag: Blanvalet
Format: Taschenbuch
Seiten: 320
Erschienen: 22.08.2012
Genre: Jugendbuch (Krimi)






Flavia de Luce und ihre Familie stehen kurz vor dem finanziellen Ruin. Da tut sich plötzlich eine unverhoffte Geldquelle auf: Eine Filmcrew will ihren Familiensitz für Dreharbeiten nutzen.

Vom Glamour angelockt, strömen Schaulustige nach Buckshaw, um den Star des Ensembles zu sehen, die berühmte Diva Phillys Wyvern. Doch der Abend nimmt eine schreckliche Wendung: Eine Leiche wird gefunden – erdrosselt mit einem Filmstreifen.

Zu allem Überfluss ist Buckshaw durch einen tosenden Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten.

Der findigen Hobbydetektivin Flavia ist klar: Der Täter muss sich unter den Gästen befinden. Unverzüglich beginnt sie mit ihren Ermittlungen und gerät dabei selbst ins Visier des skrupellosen Mörders …



Man muss Flavia und ihre Konsorten - Verzeihung, Familienmitglieder und Freunde - einfach lieben!

Alan Bradley ist ein genialer Autor der es auch mit dem mittlerweile vierten Teil um die gewitzte, erst elfjährige Hobbydetektivin Flavia de Luce zu überzeugen.

Sein Schreibstil ist immer noch unverkennbar locker, humorvoll und präzise - ganz ohne Phrasen und Schnörkel, dafür aber mit den so herrlich schön skurilem britischen Humor, wundervollen Metaphern und poetisch anmutenden Dialogen.

Flavia wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht auch in diesem Kriminalfall stets dem bedauernswerten Inspektotr Hewitt eine (oder gar zwei?) Nasenlängen voraus wäre und ihre Umgebung mit ihrer naseweisen Art und ihren phänomenalen Hang zur Giftmischerei in den Wahnsinn, Tobsuchtanfälle und zum permanenten Kopfschütteln bzw. Erstaunen bringen würde.

Ganz besonders die Dialoge (und Flavia's eigenne Gedankenwelt hierzu) zwischen dem armen Inspektor und Flavia haben ihren ganz besonderen Reiz.

Doch die dringendste Frage ist nicht, was er über Flavia denkt und wie er damit umgeht, von einem elfjährigen Genie ausgebootet zu werden, sondern: Wofür steht das verdammte "P" hinter Flavia's Namen?

Auch wenn der vierte Teil der deutlich schwächste, durch in die Länge gezogene Kapitel, ist - Flavia und Alan Bradley verzeiht man auch das, wenn man dafür mit Gedanken über Schneeflocken wie diese belohnt wird:

"Stell dir die Billionen von Trillionen von Schneeflocken vor, die Billionen von Trillionen von Wasserstoff- und Sauerstoffmolekülen in jeder einzelnen. Da fragt man sich doch, wer die Gesetze für den Wind und den Regen aufgestellt hat, für den Schnee und den Tau! Ich hab schon versucht dahinterzukommen, aber davon schwirrt einem der Kopf." (Flavia, Seite 123)

Oder aber durch mein Lieblingszitat von Feely, der leseverrückten, etwas boshaften Schwester von Flavia:

"Bücher sind für mich wie Sauerstoff für einen Tiefseetaucher.[...] Ohne Bücher kann ich anfangen, die Bläschen zu zählen." (Feely, Seite 219)


Wieder einmal ein wundervoller Flavia-Roman, die zwar etwas durch ihren Glauben an den Weihnachtsmann verwirrt, aber den Leser dennoch wieder zum Schmunzeln und Nachdenken bringt. 

Mit einer winterlichen Atmosphäre lädt Alan Bradley mit diesem Roman direkt zum Lesen vorm Kamin - oder unter der kuschlig-warmen Decke ein!

5/5 Federn

 © Synic