Mittwoch, 9. April 2014

Rezension: Spademan

Titel: Spademan (Shovel Ready)
AutorIn: Adam Sternbergh
Verlag: Heyne (Heyne Hardcore)
Format: Taschenbuch (Broschiert)
Seiten: 304
Erschienen: 03.03. 2014
Genre: Krimi / Thriller






Spademan war ein Müllmann. Das war vor der Bombe. Sie verwüstete den Times Square. Sie tötete seine Frau. Und sie vertrieb einen Großteil der Bewohner Manhattens aus der Stadt. Lediglich die Reichen blieben und zogen sich in ihre Elfenbeintürme zurück, wo sie sich in eine virtuelle Welt einloggen und in süßen Träumen der Realität zu entfliehen versuchen. Jetzt ist der Spademan ein Auftragskiller, der eiskalt tötet. Er ist die Kugel, man muss ihm nur die Richtung vorgeben. Seine bevorzugte Waffe: Ein Teppichmesser. Sein neuestes Zielobjekt ist die Tochter eines mächtigen Fernsehpredigers. Sie zu finden ist kein Problem, aber der Job wird plötzlich kompliziert - die junge Frau ist schwanger und der Kunde hat eine Agenda, die weit über einen einfachen Mord hinausgeht. Spademan muss sich entscheiden.


Spademan ist kein Thriller im eigentlichen Sinne, eher dem Genre "Hard-boiled"  zuzuordnen. Typisch für dieses Genre ist der hartgesottene, ironische und scheinbar emotionslose Ermittler oder Bösewicht, den Sternbergh mit dem Auftragskiller und Hauptprotagonist Spademan in der Tradition eines Raymond Chandlers nahezu perfekt widergibt. Auch die Namensähnlichkeit zwischen Dashiell Hammets Sam Spade und Sternberghs Spademan sind sicherlich kein Zufall.

Mit Spademan erschuf Sternbergh einen gesellschaftskritischen, nachdenklich stimmenden, von Ironie strotzenden Roman, der alles andere als "nur Lesestoff" ist - denn Spademan ist trotz seines Jobs als Auftragskiller mit weit mehr moralischen Grundprinzipien ausgestattet als sämtliche Gegenspieler. In traditionellen und herkömmlichen Romanen wäre er der "Böse", hier ist er jedoch der auf eine verdrehte Art symphatisch wirkende Anti-Held:

Er ist der Müllmann. Er entsorgt Müll, den andere hinterlassen. Er will nur die Namen, keine Hintergrundgeschichten. Er räumt auf - , nicht mehr, und nicht weniger.

Adam Sternbergh spart nicht mit Brutalität, Kaltherzigkeit und Emotionslosigkeit, Verbrechen und Folter, sowie Schmerz und Hoffnungslosigkeit und beeindruckt mit einem pragmatisch wirkenden, ironischen und zynischen Erzählstil.

Obwohl mit dystopischen Grundzügen und mit einem Hauch von Science-Fiction aufwartend, ist "Spademan"  weder das eine, noch das andere.

"Spademan" besticht durch die gekonnte Mischung aus Science-Fiction, Dystopie, Thriller und hard-boiled - und dadurch, das der Autor sich scheibar an keine schriftstellerischen Regeln hält, sondern mit lakonischen und knallharten Sätzen ohne irgendwelche Schnörkel die Geschichte von Spademan und dessen Auftrag erzählt.

"Spademan" kann man versuchen, zu beschreiben, aber wirklich fassen - das gelingt irgendwie nicht:

Natürlich regt dieser Roman zum Nachdenken an, nicht nur die dringliche Frage nachdem "Was wäre wenn?"  bewegt nach der Lektüre das Gemüt, sondern auch zu Themen wie Politik, Gesellschaft und Religion fangen die Gedanken an, sich im Kreis zu drehen...

Denn realistisch betrachtet, braucht es weder eine schmutzige Bombe, noch einen Spademan - die Grundzüge dessen, was Sternbergh in seinem Thriller widergibt, sind bereits bittere Realität.



Einzigartig. Verstörend. Tiefsinnig. Makaber. - Eindeutig : Ich will mehr hiervon!

5/5 Federn

 © Synic

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